PROJEKTREPORTAGE

Studentenwohnheim, Leuven

COMODO architecten, Leuven

Der rechteckige Baukörper treppt sich nach Süden hin geschossweise ab, um das Tageslicht in den Innenhof zu lenken.

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Wohnen und Studieren in weißer Umgebung

  • Autor: Philip Willaert
  • Fotos: André Nullens, COMODO architecten

Leuven (Löwen) ist eine der ältesten Universitätsstädte in Belgien und beherbergt derzeit rund 55.000 Studenten. Auf dem ehemaligen Gelände des Sozialamtes im Herzen Leuvens wurde 2016 mit dem Studentenwohnheim De Flint neuer Wohnraum geschaffen. Das Projekt strahlt dank der schneeweißen Klinkerfassade mit „eingewebtem“ Rautenmuster in die Ferne. COMODO architecten und die Projektentwickler ION und Allfin (Immobel) legten größten Wert auf eine hochwertige Planung und Ausführung in allen Bereichen.

Leen Bosmans und Kiri Vivathanavej, COMODO architecten.

Der rechteckige Baukörper öffnet sich nach Süden mit gestaffelten Geschossen und einem begrünten Innenhof. Insgesamt verfügt der Komplex über 187 Zimmer, 145 davon sind mit einem eigenen kleinen Badezimmer ausgestattet. Im Obergeschoss befinden sich 17 Ein-Zimmer-Appartements und eine Wohnung für den Hausmeister. COMODO architecten haben das Gebäude in 14 Einheiten unterteilt. Dies soll die Interaktion zwischen den Studenten fördern. Jede Einheit umfasst 11 bis 15 Zimmer und verfügt außerdem über eine Terrasse, eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Wohnzimmer. Den Architekten gelang es mit Hilfe von frischen und fröhlichen Farben, ein freundliches Wohnumfeld zu entwerfen. „Wir strebten danach, eine gemütliche und inspirierende Umgebung für die ganze Gemeinschaft zu schaffen. So gibt es einen Studien- und Erholungsraum mit Billardtischen und Tischfußball, einen großen Garten mit einem Pétanque-Feld und einem Volleyballfeld“, sagt Architekt Kiri Vivathanavej.

Durch die Lichtreflexion des weißen Klinkers im Innenhof wird eine angenehme Atmosphäre geschaffen und die Aufenthaltsqualität gesteigert.

Die gemeinsamen Räume und Terrassen sind zu dem hellen Innenhof ausgerichtet, der dank der Lichtreflexion der strahlend weißen Klinker regelrecht leuchtet. „Um möglichst viel Licht in den Innenhof zu bringen, wurde die Etagenanzahl an der Südseite auf drei statt wie bei den anderen Flügeln auf sechs beschränkt“, erläutert Kiri Vivathanavej. Die Architekten haben sich lange mit der Auswahl der Klinker beschäftigt und wie diese eingesetzt werden können, um den Entwurfsgedanken zu unterstreichen.

“Die gemeinsamen Räume und Terrassen sind zu dem hellen Innenhof ausgerichtet, der dank der Lichtreflexion der strahlend weißen Klinker regelrecht leuchtet.”

Das Fassadenmaterial spielt für sie die entscheidende Rolle für die visuelle Qualität des Projektes und wird stets von Anfang an in den Entwurfsprozess integriert. „Wir bevorzugten eine Fassade mit einer subtilen Struktur, eine Mauer mit einem asymmetrischen Mauerwerk“, erklärt Kiri  Vivathanavej. Die Lösung wurde beim Ziegelhersteller Röben gefunden. Das Architekturbüro entschied sich für den Klinker Oslo perlweiß in zwei verschiedenen Ausführungen: glatt und genarbt. Die raue Oberfläche wurde im Rahmen des BRICK-DESIGN® speziell entwickelt und für die sich auf der Fassade abzeichnenden Rautenmuster ausgewählt. Die weißen Klinker werden sehr heiß gebrannt, sind daher sehr beständig und haben eine geringe Wasseraufnahme.

Der raue, grobe Klinker unterbricht mit einem Rautenmuster die glatte weiße Klinkerfassade.

Um den Bauherrn von der hochwertigen Qualität der Klinker zu überzeugen, reisten COMODO architecten mit ihm zum Röben Werk in Bannberscheid, nur einen Steinwurf von dem wegen seines blaugrauen Steinzeuges bekannten Westerwald entfernt. „Wir bevorzugten einen weißen Klinker aus Westerwalder Ton, aber nicht alle Hersteller haben ihn im Angebot. Die Lichtreflexion an den glatten und genarbten Klinkern ist vollkommen unterschiedlich.

“Die Lichtreflexion an den glatten und genarbten Klinkern ist vollkommen unterschiedlich. Der Kontrast im asymmetrischen Rautenmuster wechselt also abhängig vom Wetter und vom Sonnenstand. Dies verleiht der Fassade eine subtile Dynamik.”

Der Kontrast im asymmetrischen Rautenmuster wechselt also abhängig vom Wetter und vom Sonnenstand. Dies verleiht der Fassade eine subtile Dynamik“, so Kiri Vivathanavej. Die genaue Anordnung der Klinker an der Fassade erforderte große Vorbereitung und Planung, sowohl von der ausführenden Firma als auch vom Architekturbüro. Im Ergebnis wird die Dauerhaftigkeit des Fassadenmaterials mit der Jugendlichkeit des Musters und der Farbgebung vereint – hier verschmelzen Erholung und Studieren miteinander.

Das grafische Rautenmuster auf der Fassade des Studentenwohnheims in Leuven reflektiert das Sonnenlicht auf besondere Weise.


Architekten

COMODO architecten, Leuven
www.comodoarchitecten.be

Nach Ihrem Abschluss im Fach Architektur (KU Leuven, 1996) gründeten Leen Bosmans und Kiri Vivathanavej 1998 COMODO architecten in Leuven. Das Büro arbeitet hauptsächlich im Bereich Wohnungsbau und studentisches Wohnen. Künftig möchten es sich mehr auf Projekte in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand konzentrieren. Derzeit beschäftigt das Büro sieben angestellte Architekten.

Projekte (Auswahl)

Beginn 2017 Wohnungsbau Mahatma-Gandhi-Viertel, Mechelen
2017 Wohnungsbau Tritsstraat, Kampenhout
2013 Umbau und Erweiterung De Studio’s, Leuven
2012 Wohnungsbau Markant, Leuven
2012 Nullenergiehaus, Wilsele

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